Eine Journalistin, die, einen Steinwurf entfernt vom Rathaus massiv bedrängt wird, noch dazu maßgeblich von einer Stadträtin, die vor ein paar Monaten noch Oberbürgermeisterkandidatin war. Wenn das für die Lokalpresse nicht berichtenswert ist, wenn hier kein “berechtigtes öffentliches Interesse” vorliegt, dann… dann ist auch das wieder berichtenswert.

In dem Blog wollte ich eigentlich über andere Menschen und Ereignisse in der Oberpfalz berichten. Doch jetzt schreibe ich über mich. Denn zufällig bin ich es, die etwas erlebt hat, das von diesem berühmt-berüchtigten “öffentlichem Interesse” ist.

Ich wurde am 12. Juli 2020 massiv bedrängt, beschimpft, geschubst, als ich bei einer sogenannten “Grundrechte”- oder “Hygiene”-Demo als freie Journalistin vor Ort war.

Hier habe ich darüber bei Facebook berichtet.

Hier ist das Video, in dem ich den Fall journalistisch dokumentiert habe.

Den Post auf Facebook habe ich am Tag des Geschehens verfasst, er wurde über 400 Mal bundesweit geteilt, über 1000 Mal kommentiert.

Berichtet haben bis jetzt an regionalen Medien: 1. In Worten: Eins. “Oberpfalzmedien”, vier Tage nach dem Vorfall, in der Lokalausgabe. (Offenlegung: Ich war von 15. Juni 2015 bis 14. Juni 2020 bei “Oberpfalzmedien” als Redakteurin angestellt.)

Doch nach fast drei Wochen,

frage ich mich, wie die anderen regionalen Medien darauf reagieren, allen voran: OTV, der “Regionalsender der Oberpfalz”. Denn von OTV war sogar ein freier Berichterstatter bei der Demo am 12. Juli vor Ort, der unbescholten filmen durfte. Ein Berichterstatter, den die Demoorganisatorin sogar auf ihrer Facebook-Seite öffentlich als einen Journalisten präsentiert, der auf ihrer Demo “willkommen” ist.

Auf unseren Kundgebungen für die Grundrechte in Weiden sind natürlich Journalisten willkommen, (…). Sie dürfen gerne (…) den Platz so fotografieren, dass die einzelnen Teilnehmer nicht zu identifizieren sind. (…) Leider ist es bei früheren Kundgebungen immer wieder vorgekommen, dass eine Journalistin buchstäblich jeden einzelnen Teilnehmer fotografiert hat, und sie hat das auch diesmal versucht. Das möchten wir unterbinden, (…).

Aus dem Facebook-Post von Sonja Schuhmacher

Ich bin mir vollkommen bewusst darüber, dass ich als Betroffene den Fall viel emotionalisierter und auch wichtiger ansehe, als andere.

Trotzdem ist dieser Fall aus journalistischer Sicht absolut von öffentlichem Interesse. Er reiht sich ein in eine schockierende Serie von aktuellen Angriffen auf Journalisten, die von sogenannten “Anti-Corona”- oder “Hygiene”-Demos berichten. Das besondere daran ist dazu noch, dass dieser Fall eben nicht in Berlin stattfand, sondern im vermeintlich idyllischen bayerischen Hinterland. Und wie ich im Interview mit Drehscheibe betont habe: Ich wurde als Person körperlich bedrängt und genötigt, aber es war ein massiver Angriff auf den Lokaljournalismus in der Region.

“Democracy dies in Darkness”, ist das Motto der Washington Post. Angriffe auf die Pressefreiheit dürfen auch im bayerischen Hinterland nicht im Dunkeln bleiben. Deshalb berichtet dieser Blog davon. Und erfüllt so seinen ursprünglich erdachten Zweck: über Ereignisse und Menschen aus der Oberpfalz zu berichten. Nur dass in diesem Fall die Autorin unfreiwillig und schmerzhaft die Protagonistin ist.