Die Kunstaktion von Carolin Schiml, Wolfgang Herzer und Veit Wagner (v.r) in der Weidener Innenstadt direkt neben dem neugebauten NOC-Einfkaufszentrum.

Aktivist*innen haben in einer Kunstaktion die Mohrenstraße in der Innenstadt von Weiden/Oberpfalz zur “Möhrenstraße” umgetauft. Die Stadt Berlin geht noch weiter.

“Wir unterstellen der Stadt Weiden keinesfalls Rassismus”, betont Wolfgang Herzer. “Sie hat bei dem Schild einfach nur die beiden Punkte vergessen. Das wollten wir nachholen.” Am 3. September 2020, schnappten sich Herzer, Carolin Schiml und Veit Wagner Leiter und Tape und fügten dem Straßenschild auf beiden Seiten Punkte hinzu. Fertig ist die Möhrenstraße.

Mit der Aktion wollen sie zum Denken anregen, sagen sie. Ziele verfolgen sie unterschiedliche. Carolin Schiml plädiert dafür, dass die Stadt die Straße auch offiziell umbenennt. Die Fleischgasse in der Weidener Innenstadt könne man in Tofugasse umbenennen, schlägt sie weiterhin vor. Der ehemalige grüne Stadtrat Veit Wagner sieht die Umbenennung nicht als notwendig an. Er stellt auch in Frage, ob der Ausdruck “Zigeunerschnitzel” rassistisch ist.

Berlin: straßenName ist rassistisch

Auch in der Hauptstadt gibt es eine Mohrenstraße. Für die Grünen im Bezirk Berlin-Mitte ist eindeutig, dass der Ausdruck rassistisch ist. Während der Name in Weiden bislang unbeachtet blieb, kämpfen in der Hauptstadt seit 15 Jahren Anti-Rassismus-Initiativen für eine Umbenennung. Auch dort wurde sie inoffiziell immer wieder zur Möhrenstraße.

Doch die aktuellen Proteste der Black-Lives-Matter-Bewegung haben bewirkt, dass die Stimmen der von Rassismus Betroffenen lauter werden. Mit Stimmen von SPD, Grünen und Linke hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Berlin-Mitte entschieden, die umstrittene Straße “unverzüglich” umzubenennen.

Die Begründung:

Der Name ist rassistisch und kolonialistisch belastet. Er diskriminiert einen Teil der Bevölkerung Berlins und schadet dem nationalen und internationalen Ansehen der Stadt.

aus dem BEschlussantrag von Grünen und SPD zur Umbenennung der Berliner Mohrenstraße

Künftig heißt die Berliner Straße “Anton-Wilhelm-Amo-Straße”, benannt nach dem ersten deutschen Gelehrten afrikanischer Herkunft an einer preußischen Universität. Das “Philosophie-Magazin” bezeichnet ihn als den afrikanischen Philosophen der Aufklärung.

Stadtrat: Nsdap-Mitglied war “Mitläufer”

Vor zwei Jahren gab es auch eine Diskussion um vorbelastete Namen in Weiden. Die städtische Musikschule “Franz-Grothe-Schule” ist benannt nach einem Komponisten mit einschlägiger Nazi-Vergangenheit. Der Stadtrat entschied sich 2018 gegen eine Umbenennung, ist in einem Bericht von Oberpfalzmedien zu lesen. Das NSDAP-Mitglied Grothe sei nur ein “Mitläufer” gewesen, urteilten die Stadträte. Allerdings nahmen sie sich vor, bei der Vergabe von Straßennamen künftig verstärkt Widerstandskämpfer und Friedensstifter zu berücksichtigen.