Schon mehr als 100 Leute haben auf Instagram Selfies von sich mit Maske gepostet. Sie protestieren unter dem Hashtag “wirzeigenmaske” gegen die Querdenken-Bewegung. Bild: OBTM Weiden-Neustadt

Auf den Instagram-Profilen von vielen Leuten aus Weiden und der Region macht zur Zeit ein Hashtag die Runde: #wirzeigenmaske. Er ist Teil einer Protestbewegung aus der Region gegen die Querdenken-Demo am 24. Oktober. Immanuella Leo, 18 Jahre, hat das Projekt mit gestartet. Die FOS-Schülerin aus Vohenstrauß erzählt, was es damit auf sich hat.

Du bist aktiv bei dem neu gegründeten Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrechte (OBTM) Weiden-Neustadt. Warum?
Immanuella Leo: Weil ich es als sehr wichtig empfinde, Themen aus Politik, sozialer Arbeit und Weltgeschehen jungen Leute näher zu bringen. Und ich will natürlich das Aus für rechte Hetze in der Stadt.

Wo siehst du rechte Hetze in der Stadt?
Immanuella Leo: Da fangen wir in den Schulen an, in den Klassen gibt es keine Diskussionen mehr. Schüler können keine Kritik mehr an der AfD äußern, weil sie dann als Antidemokraten abgestempelt werden. Es gibt auch immer mehr Leute, die Beiträge von rechten Gruppen in Klassenchats oder in sozialen Medien teilen. Das Problem ist, wenn die rechte Szene immer mehr wächst, trauen sich immer mehr Jugendliche, sowas zu posten. Die glauben alles, was rechte Medien auf den Tisch bringen.

Immanuella Leo, 18 Jahre, engagiert sich gegen rechte Hetze in Weiden und Umgebung. In der Schule, sagt sie, ist das zu wenig Thema. Bild: privat

Was sind das zum Beispiel für Themen, die geteilt werden?
Immanuella Leo:
Ganz viel über die Flüchtlingssituation. Da fallen dann zum Beispiel Kommentare wie: “Wir brauchen die hier nicht. Die sollen zurück.”

Kannst du dich in diesem Fall auch an die Lehrer wenden?
Immanuella Leo:
Das Problem ist, dass die Lehrer sich nicht einmischen. Die fühlen sich gezwungen, neutral zu bleiben. Die meisten vertreten keine Position zu irgendwas. Es kommt keine Hilfe von Lehrern, um die Leute zu schützen und zu verteidigen, die wortwörtlich verrecken.

Und wie willst du darauf einwirken mit dem Bündnis OBTM?
Immanuella Leo:
Klara Werner und ich sind ja die Admins für die Instagramseite “obtm.weiden”. Wir hoffen, viele Jugendlichen anzuziehen, weil wir auch viel Reichweite haben. Wenn Ältere etwas zu uns Jugendlichen sagen, denkt man halt immer so: Jaja. Aber wir Jugendlichen sind auf einer Ebene. Wir wollen mehr Reichweite durch unser gemeinsames Alter und und durch unsere Worte.

Wie klappt das bisher?
Immanuella Leo:
Das klappt sehr gut. Auf unserer Instagramseite “obtm.weiden” haben wir bereits 500 Abonnenten, und das in noch nicht einmal einem Monat. Das ist ziemlich viel. Auch durch unsere Aktion “#wirzeigenmaske” haben wir ganz ganz viele Jugendliche erreicht, aber auch Ältere, sogar Unternehmen und Bars. Knapp 100 Leute haben Fotos von sich mit Maske an uns geschickt.

Das Problem ist, dass die Lehrer sich nicht einmischen. Die fühlen sich gezwungen, neutral zu bleiben. Die meisten vertreten keine Position zu irgendwas.

Immanuella leo, OBTM Weiden-Neustadt

Was plant ihr gegen die “Querdenken”-Demo am 24. Oktober?
Immanuella Leo:
Wir haben ja unseren Protest ins Netz verlagert. Wir wollen weiterhin Redebeiträge posten. Wir wollen auch noch weiter Leute aufrufen, uns Videos zuzuschicken. Auch wenn ihr nicht im Bündnis seid, könnt ihr uns über Instagram oder Facebook Videos schicken und von euren Geschichten und euren Sorgen erzählen.

Was ist denn in Zukunft von euch zu erwarten?
Immanuella Leo:
Wir wollen weiter auf das Coronathema eingehen, weil das einfach sehr aktuell ist. Wir wollen auch noch weiter über die Querdenken-Bewegung und die rechte Hetze dahinter aufklären. In Zukunft wollen wir aber auch auf andere Themen eingehen, wie die Situation im Flüchtlingslager auf Moria, weil wir über solche Themen in den Schulen viel zu wenig reden.