Eine Szene aus dem Film “Geliefert”. Bjarne Mädel spielt Volker, der sich von der Fußballmannschaft aus Weiden provozieren lässt. Screenshot: https://www.arte.tv/de/videos/095695-000-A/geliefert/

Bjarne Mädel, einer der bekanntesten Schauspieler Deutschlands, ist richtig sauer auf Weiden. Aber natürlich nur als Schauspieler, in seiner Rolle als Paketbote im neuen Film “Geliefert”. Dort kommt der Stadt eine prominente Rolle zu – als Klassenfeind.

Der Film wird als Sozialdrama beworben und das trifft es ganz gut. Bjarne Mädel spielt den alleinerziehenden Vater Volker, der 12 Stunden als Paketbote arbeitet, nachts noch Essen aus dem Müll fischt, und dem das Geld trotzdem nicht reicht. Eine tragische aber auch treffende Wiedergabe der Lebensrealität vieler Menschen in Deutschland. Im Laufe des Filmes wird der Protagonist immer mehr gebeutelt: Der Chef mobbt ihn, der Sohn macht Stress, die Vermieterin macht Druck, das Geld reicht hinten und vorne nicht. Das einzige, was Volker noch ablenkt vom prekären Unterschichtendasein ist sein Ehrenamt als Fußballtrainer bei der “SpVgg Lappersdorf”. Doch auch hier schlägt die spätkapitalistische Verwertungslogik zu.

Wer noch Zweifel daran hat, dass die fiktive Mannschaft TUS Weiden auf die Oberpfälzer Stadt Bezug nimmt, muss sich einfach nur die Autokennzeichen der Mannschaftsbusse anschauen. Screenshot: https://www.arte.tv/de/videos/095695-000-A/geliefert/

Am Anfang des Films spielt die SpVgg Lappersdorf gegen den “TUS Weiden”. Die Lappersdorfer bekommen eine rote Karte, weil ein Weidener Spieler ein Foul vorgetäuscht hat, so zumindest sieht es Volker. Nach dem Spiel kommt es zum Streit zwischen den Trainern.

Weidener Fußballer in aggressiven Dortmunder Schwarz-Gelb

Das Weidener Team marschiert geschlossen im aggressiven gelb-schwarzen Outfit, das an giftige Tiere oder – aus bayerischer Sicht noch schlimmer – an die Borussia Dortmund erinnert, zu ihren Mercedes-Mannschaftswagen vorbei an Volker, in seinem verwaschenen Lappersdorfer Trainergewand. “Nennt man das bei euch in Weiden Fairness?”, ruft er dem Weidener Trainer zu. “Fairness ist die Ausrede der Verlierer”, entgegnet der. Dann steigen die Weidener in ihre Edelkarossen, gesponsert von einem Autohaus, und fahren weg. Falls jemand noch daran zweifeln sollte, ob es wirklich das – unser- Weiden ist, das gemeint ist, die Autokennzeichen sind unmissverständlich (siehe oberes Bild).

Es ist eine Schlüsselszene des Films, denn sie offenbart die Ungerechtigkeit des kapitalistischen Systems. Die Weidener Mannschaft hat mehr Geld durch bessere Sponsoren, spielt unfair und gewinnt. Volker, der immer fair und gut sein will, zerbricht an dem System. Setzt er sich darüber hinweg und wird aufmüpfig, wird es sofort auf seinen Platz verwiesen, muss noch mehr arbeiten und noch mehr zahlen.

Weiden und Lappersdorf auch im richtigen Leben in einer Liga

Doch es ist letztlich die Liebe zum Fußball, die Volker auch rettet. Nachdem er Job und Führerschein verloren hat und er sich mit seinem Sohn zerstritten hat, entscheidet er, das marode Lappersdorfer Vereinsheim zu mieten und aufzupeppen.

Aktuelle Tabelle der Landesliga Bayern-Mitte. Die SpVgg Weiden ist auf dem ersten Platz, TSV Kareth-Lappersdorf auf dem vierten. Screenshot: https://www.transfermarkt.de/spvgg-sv-weiden/spielplan/verein/2278/saison_id/2021

Natürlich sind sowohl die SpVgg Lappersdorf als auch der TUS Weiden fiktiv. Im echten Leben heißen die Vereine TSV Kareth-Lappersdorf und SpVgg SV Weiden, und die Vereinsfarben sind ganz andere. Doch so ganz unrealistisch ist die Filmszene dann doch nicht. Erstens weil der Kapitalismus die Menschen wirklich kaputt machen und zweitens weil die Mannschaften wirklich in derselben Liga spielen. Und Weiden ist in der Landesliga Bayern-Mitte gerade auf dem ersten Platz und tatsächlich der Platzhirsch. Am 17. September spielen diese beiden Mannschaften wirklich gegeneinander.