Während die Parteien vor der Bundestagswahl das ganze Land mit ihren Parolen und Gesichtern vollpflastern, fährt eine unbekannte Person in Weiden eine ganz eigene politische Agenda.

Ein Unbekannter schmiert Sprüche auf Plakate, die auf Geschlechtskrankheiten aufmerksam machen. “Unverschämt”, “Aufruf zur Hurrerei (sic)” und “Hört auf” kommentiert er großflächig mit Sprühfarbe auf den Wänden.

Plakatwand an einer Haltestelle neben dem Keplergymnasium.

Auf den Plakaten sind Menschen in Unterwäsche und kuschelnd abgebildet. Daneben stehende Texte rufen zu Safer Sex auf und warnen vor Geschlechtskrankheiten, die sich beim Sex schnell verbreiten, wenn man selbigen ohne Kondom praktiziert. Die Kampagne “Liebes Leben” der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung will damit sexuelle Gesundheit fördern. Nicht ohne Grund sind zwei der drei fotografierten Plakate in Sichtweite von Schulen und Bildungseinrichtungen platziert.

Das Plakat hängt an der Außenwand des ehemaligen Capitalkinos, direkt gegenüber von der Volkshochschule. Hoffentlich übernehmen sich die, die dort Deutsch als Fremdsprache lernen, nicht die Rechtschreibfehler des Sprayers.

Was der Protest-Sprayer daran so “unverschämt” und unerträglich findet – die Bilder über Sexualität, Geschlechtskrankheiten oder die Tatsache, dass Menschen Sex haben – problematisiert er nicht. Damit sind seine Protestkommentare gar nicht so weit entfernt von den Forderungen auf den Wahlplakaten. Denn auch dort werden oft Schlagwörter verbreitet, die zwar imposant tönen, aber inhaltsleer sind wie “Für unsere Heimat” oder “Mehr Fortschritt”. Dann doch lieber kein Jucken im Schritt.