Ganz viele Nippel gibt es noch bis 20. November im Kunstverein zu sehen. Die Vernissage zur Ausstellung “Adhibet” hat gezeigt: Kunst ist für alle da, nicht nur für “Boomer”.

Flyer zur Ausstellung von Adhibet.

Autorin: Beate-Josefine Luber*

Wollen wir erst einmal mit einem Gerücht ausräumen. “Adhibet” heißt gar nicht Brustwarze auf lateinisch, wie die Initiatoren der Ausstellung das verbreiteten. Ob das jetzt auf mangelnde Google-Fähigkeiten zurückzuführen ist oder Absicht war, sei dahingestellt.

Sonst haben sich die Ausstellungsmacher aber ins Zeug gelegt. Vor etwa zwei Jahren gab es den ersten Aufruf auf Social Media und im Freundeskreis (Hinterlandrauschen berichtete), Nippelbilder einzuschicken. Resultat ist die große “Wall of Nipples” in der Ausstellung. Sechs Künstler, etwa 30 Einzelwerke. Jede freie Fläche in den Ausstellungsräumen ist voll mit Nippelkunst. Es ist wunderbar, dass “Adhibet” den Begriff “Nippelkunst” in Weiden salonfähig gemacht hat, denn es ist ein wunderschöner Begriff.

Weniger auf semantischer, denn auf soziokultureller Ebene ist ihnen aber noch etwas sehr wichtiges gelungen. Durch ein anschlussfähiges Thema und eine kreative Social-Media-Präsenz haben sie die Jugendszene – Boomer nennen sie die “Generation Z” – in Weiden und der Region für den Kunstverein erschlossen. Viele Leute, die unter 25 Jahre alt sind, kamen zur Ausstellung, die vorher noch nie in den Räumen waren, ja gar nicht von der Existenz der Institution wussten. “Krass, dass es in Weiden so ein großes Museum über einer Kneipe gibt. Hätte ich echt nicht gedacht”, staunt ein Anfang-Zwanzigjähriger. Er kommt mit seiner Crew ein paar Stunden nach Ausstellungseröffnung vorbei, als ich gerade allein rumsitze und Nippelkekse knabbere.

“Generation Z” im Kunstverein vor der Wall of Nipples mit der Verfasserin (links und Generation Z nur im Herzen, nicht altersmäßig). Die Ausstellung “Adhibet” hat eine neue Zielgruppe erschlossen.

Sie wuseln durch die Räume, machen Selfies, einer zieht sich aus klebt sich Nippelaufkleber auf den Körper. Als ich merke, dass sie nicht genug von Kunst bekommen, zeige ich ihnen auch noch das Museum Max Bresele. Die Geschichte des Künstlers ist super vermittelbar: Ein Freak, der allein in einer Scheune in der Oberpfalz lebte, und Müll zu Kunst machte, Upcycling eben. Großes Staunen.

Die Idee verselbständigt sich. Eine der Gäste macht spontan selbst Nippelkunst.

Auch die Bilder in Gedenken an die Proteste gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf stoßen auf Interesse. Da haben Leute demonstriert und Protest-Camps gebaut, wie heute im Danni und Hambi. Ja genau, da gab’s auch diesen Film drüber.

Die Nippelkunst ist für junge Leute eh gut vermittelbar. Sex sells und macht Spaß. Und dass weibliche Nippel auf Instagram verboten sind und männliche Nippel nicht, empfinden eh alle als unlogisch.

Danke für das Interesse. Kunst macht Spaß, kommt bald wieder.

Die Ausstellung ist zu besichtigen, wenn das Neue Linda offen hat, also Mittwoch bis Samstag, ab ca. 20 Uhr.

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*// Freiwilliger #TransparenzHinweis: Die Verfasserin ist Beirätin im Kunstverein Weiden und hat bei der Ausstellung als Künstlerin teilgenommen.