Hans Söllner wandelt sich vom “bayerischen Rebell” gegen Rechts zum Rebell für Rechts. Fotocredit: Stefan Brending (File:2017 Hans Soellner & Bayaman Sissdem – by 2eight – 8SC7151.jpg – Wikimedia Commons) Montage: Beate Luber

Der Musiker Hans Söllner will nicht in Weiden spielen. Der Grund ist die Maskenpflicht in der Max-Reger-Halle. Der ehemals linke Rebell ist nicht nur Gegner der Coronamaßnahmen. Er verharmlost den Holocaust und teilt Verschwörungsideologien.

Es ist eine sehr kurzfristige Absage: Neun Tage, bevor das Konzert von Hans Söllner in der Max-Reger-Halle stattfinden soll, sagt der Künstler es selbst ab. Das bestätigt Johannes Häring, Geschäftsführer der Max-Reger-Halle, auf Anfrage von Hinterlandrauschen. Auch für die Veranstalter kommt die Absage offenbar überraschend. NT-Ticket und OK-Ticket bieten am selben Tag die Tickets noch an, während die Webseite von Hans Söllner bereits verkündet: “Weiden -> wird verschoben auf 2022”.

Der Grund für die Absage: Der 65 Jahre alte Musiker akzeptiert die Coronamaßnahmen nicht. Am 9. Oktober verkündete das “Team Hans Söllner”:

Hans spielt auf keinen Fall 2G oder 3G Plus (nur gültiger PCR-Test) Konzerte in Regionen, in denen der PCR-Test kostenpflichtig und vorgeschrieben ist. Wie bei uns in Bayern… Auch Konzerte ohne Abstand, bei denen während dem gesamten Konzert Maskenpflicht besteht, wird Hans nicht spielen!

Richtigstellung zum Instagram-Post vom 07.10.21 bzgl. 3G Plus Konzerten – Hans Söllner (soellner-hans.de)

Das alles trifft auf die Veranstaltung in Weiden zu: Seit 11. Oktober sind in Deutschland Coronatests kostenpflichtig. In der Max-Reger-Halle gilt 3G und Maskenpflicht während der Konzerte.

Dass der Musiker das Konzert aufgrund der Kritik an Coronamaßnahmen abgesagt hat, will Häring nicht bewerten: “Ich kann keinem vorschreiben wie er zu Corona steht.” Söllner ist nicht der erste, der wegen Maskenpflicht nicht in die Max-Reger-Halle kommt. Geschäftsführer Häring erinnert daran, wie er vor gut einem Jahr der Stadträtin Sonja Schuhmacher den Zugang zur Halle verweigerte, weil sie keine Maske aufsetzen wollte. “Das sind die Regeln. Ob die jemand gut oder schlecht finde, hat damit nichts zu tun.”

Wie Sonja Schuhmacher ist auch Hans Söllner nicht nur ein Maskenpflicht-Kritiker, sondern solidarisiert sich auch stark mit der verschwörungsideologischen Szene. Söllner hat zwar immer noch das Image des “bayerischen Rebells”, aber nun eher von Rechts. In sozialen Netzwerken teilt er Verschwörungsideologien und verharmlost die Verbrechen des Nationalsozialismus. Auch sein Plattenlabel Trikont distanziert sich von dem Musiker, trennt sich jedoch nicht von ihm. “Seine Vergleiche mit dem Dritten Reich entbehren jeder Grundlage und verharmlosen den Terror des Nazi-Regimes in einer unerträglichen Weise”, sagt Trikont-Labelchefin Eva Mair-Holmes dem Tagesspiegel.

Söllners Aussagen sind geradezu typisch für die rechtsoffene Szene der Querdenker: Die Initiative gegen Rechts Regensburg berichtet, dass der Musiker AfD-Posts teilt, auf einem Konzert in Regensburg 2019 sagte, dass bald ungeimpfte Personen eine gelbe Armbinde mit der Aufschrift „nicht geimpft“ tragen müssten und vom „Judenrat“ sprach. Auch in dem aktuellen Konzertabsage kritisiert das “Team Hans Söllner” eine “Hetzjagd auf Ungeimpfte.” Die Initiative gegen Rechts fordert deshalb Konzertveranstalter und Hallenbetreiber auf, dem Musiker keine Bühne mehr zu geben.

In der Max-Reger-Halle wird der Musiker weiter auftreten. Als möglichen Ausweichtermin nennt Johannes Häring den 6. April 2022, der sei jedoch noch nicht bestätigt.